Jens Schneiders über Social Impact und die Verbindung von Kommunen, Unternehmen und Social Startups
Wenn wir die Wirtschaft verändern wollen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.

Job/Beruf
Chief Enabling Officer (CEO) @BEEMING GROUP GmbHThemen
Change Management, Coaching & Beratung, Design Thinking, Digitalisierung, Gründung, Impact, Impact Investing, Kreislaufwirtschaft, New Work, SDGs, Social Business, Social Entrepreneurship, Soziale Innovationen, Wirtschaft der Zukunft
Global Goals
Profil anzeigen
Interview: Daniela Mahr, August 2020
Wir unterstützen Menschen dabei, ihr kreatives sozial-unternehmerisches Potential zu entfalten.
Du bist Initiator und Co-Founder der „BEEMING GROUP“. Ihr helft anderen dabei, sozial innovativ zu sein. Kann man das so sagen?
Wie kann man sich das genau vorstellen und wie arbeitet ihr?
Mit Städten, Kommunen und Unternehmen sprinten wir 5 Tage lang. In jedem dieser Sprints sind Social Entrepreneurs wesentlicher Bestandteil des Innovationsprozesses. Die daraus entstehenden Prototypen können am Ende dann entweder auf Projektbasis gemeinsam umgesetzt, als Social Venture betrieben oder sogar von den teilnehmenden Firmen in ihr bestehendes Geschäftsmodell integriert werden.
Wenn wir die Wirtschaft verändern wollen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.
Du/ihr arbeitet mit Social Startups, Städten, Kommunen und Unternehmen. Versucht ihr auch sie alle an einen Tisch zu bringen? Wie sind deine Erfahrungen dazu?
Natürlich, denn unser Herz schlägt seit Gründung vor vier Jahren für Social Startups. Wenn wir eins durch die Begleitung von über 50 Social Startups gelernt haben: der direkte Anschluss an die Städte, Kommunen und vor allem an die Wirtschaft ist wesentlicher Faktor für die Zukunftsfähigkeit, denn Kapital alleine führt nicht zwangsläufig zum Break-even. Leider stand das Thema Social Entrepreneurship ja in den letzten Jahren bei vielen Städten/Kommunen und Unternehmen nicht als Top-Priorität auf der Agenda, auch wenn die Szene und die Relevanz des Themas in den letzten Jahren deutlich gewachsen sind. Es war mitunter ein teils langwieriger Prozess, hier immer die Akteure an einen Tisch zu bekommen. Die Corona-Krise hat uns allen – insbesondere aber den Städten und Unternehmen – gezeigt, wie fragil unser aktuelles Wirtschaftssystem ist und schon immer war. Die Bereitschaft zur Veränderung ist jetzt größer denn je. Wenn wir die Wirtschaft verändern wollen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.
Ihr schreibt, dass ihr „starke Gründerteams“ mit Know-how und finanzieller Beteiligung unterstützt. Wie sieht ein „starkes Team“ für dich aus?
In Kurzform: das Team besteht nur aus positiven Monstern. Jeder Einzelne im Detail: Mission und Purpose-driven, Konsentliebhaber, Vollgasjunkie mit dem Weltveränderer-Gen, pragmatischer Lösungsdenker mit hoher Eigenmotivation und einer unternehmerischen „Legt-mir-bitte-viele-Steine-in-den-Weg-damit-ich-ein-noch-größeres-Haus-bauen-kann“-Mentalität.
Was mich antreibt? Meine Lebensmission „Wirtschaft verändern“ und die vielen tollen Menschen, die mit einer unglaublich intrinsischen Motivation unser aller Leben verbessern möchten.
Anfang 2013 bin ich dann aus dem operativen Geschäft meiner damaligen Firma ausgestiegen und habe mich dann erstmal mit den lokalen Hilfsprojekten beschäftigt, weil ich meinen künftigen Engagements einen tieferen Sinn geben wollte. 2015 bin ich dann erstmals mit der Social Entrepreneurship Szene in Kontakt gekommen und wusste sofort, dass der Dreiklang bestehend aus „Profit – People – Purpose“ Teil meiner künftigen Lebensmission werden wird.
Daraufhin habe ich im Jahr 2016 dann die BEEMING GROUP mitgegründet, mit der ich dann auch direkt mein erstes und auch prämiertes Social Startup BEEMING BOX aus der Taufe gehoben habe. Auch wenn wir unseren Service bereits nach zwei Jahren wieder einstellen mussten, es hat uns in unserer Mission dennoch bestärkt weiterzumachen.
Kurz darauf bot man mir eine Geschäftsführungsposition bei einem mittelständischen Reiseveranstalter mit 120 Mitarbeitern für die Bereiche Innovation, Intrapreneurship und Social Impact an. Hier durfte ich die Transformation zu einem agilen und selbstgesteuerten Unternehmen eng begleiten, einen internen Inkubator für neue soziale Reisekonzepte aufbauen und dann Ende 2019 die erste Impact Travel Destination Äthiopien (erlebe-aethiopien.de) launchen. Parallel dazu haben wir in diesem Jahr nach einer zweijährigen engen Begleitung unsere erste Beteiligung am Social Startup Tremaze (Digitalisierung der Sozial- und Jugendarbeit) geschlossen.
Ich hätte mir mein Leben sicherlich einfacher gestalten können. Aber rückblickend kann ich sagen „Danke, auch für die vielen Fails“. Zwei besondere Learnings sind auch heute für mich noch wesentlicher Bestandteil meines unternehmerischen Motors: „ignoriere die Nein-Sager“ und „wo der Schmerz sitzt, da geht es lang“.
Was ist dein Tipp für Menschen, die sich hauptberuflich - sei es in Form einer NGO, eines Sozialunternehmens, oder in ihrer Selbständigkeit - Social Impact Themen verschreiben möchten?
Besorgt euch einen Boxsack.