Reflecta

Nicole Klaski: THE GOOD FOOD ist mehr als nur ein Reste-Supermarkt

Wir ernten zu krummes Gemüse, bieten MHD-Ware an und sorgen so dafür, dass leckeres Essen auf den Tisch, anstatt in die Tonne kommt.

Nicole Klaski hat Jura studiert und ist heute Mitgründerin des ersten deutschen Reste-Supermarkts, THE GOOD FOOD.

Interview: Daniela Mahr, Dezember 2018
Foto: Nicole Klaski


Was hast Du gemacht, bevor Du THE GOOD FOOD gegründest hast?

Nach meinem Jurastudium in Köln habe ich einen Master of Human Rights in Perth, Australien gemacht.

Im Anschluss daran habe ich für eine NGO in Kathmandu, Nepal gearbeitet und war im Rahmen dessen auch viel in Bangladesh unterwegs. Zurück in Köln engagierte ich mich als Praktikantin für ein Menschenrechtsprojekt. Hier habe ich mich intensiv mit dem Thema der Lebensmittelverschwendung beschäftigt.

Jede zweite Kartoffel wird nicht gegessen und jedes achte Lebensmittel landet im Müll – das ist doch absurd!


Was oder wer hat Dich dann dazu motiviert, einen "Reste-Supermarkt" zu gründen?

Zurück in Deutschland habe ich mich zunehmend über unseren Verschwendungswahn geärgert. Insbesondere hat mich das Thema Lebensmittelverschwendung bewegt. Jede zweite Kartoffel wird nicht gegessen und jedes achte Lebensmittel landet im Müll – das ist doch absurd!

Mit THE GOOD FOOD wirken wir diesem Trend direkt entgegen, indem wir dafür sorgen, dass Lebensmittel nachgeerntet, angeboten und dann gegessen werden.

Wie geht ihr genau vor?

Wir ernten zu krummes Gemüse, bieten MHD-Ware an und sorgen so dafür, dass leckeres Essen auf den Tisch, anstatt in die Tonne kommt.
Wir sorgen dafür, dass Ressourcen, um verzehrfähige Lebensmittel herzustellen, nicht verschwendet werden.

Das ist, was für mich Zukunftsfähigkeit bedeutet: unsere vorhandenen Ressourcen voll auszuschöpfen. Nachhaltiges Handeln und Leben soll verhindern, dass nicht blind weiterproduziert wird, um die Überproduktion dann in den Müll zu werfen.

Hast Du Tipps für Hotelbetreiber, die nach einer Lösung suchen, übriggebliedenes Essen zur Verfügung zu stellen?

Hotels sind gezwungen, die Reste, die beispielsweise beim Frühstücksbuffet übrig bleiben, wegzuschmeißen. Selbst eine Spende des Essens an die Tafel ist nicht gestattet. Alles was einmal die Küche verlassen hat und auf dem Buffet gelandet ist, soll nicht gespendet werden. Die Initiatoren der App „Mealsaver" scheinen eine Lösung gefunden zu haben: Für Leute, die bezahlen, scheint das Verbot nicht zu gelten. Sie bekommen vom Hotel eine Box und dürfen sich bedienen.

Wir wollen nicht 'nur' Laden sein, sondern auch Menschen dazu anregen, sich mit dem Thema Lebensmittelverschwendung auseinander zu setzen.

Ihr bietet auch Workshops an. Wie kam es dazu und welche Themen werden behandelt?

Wir wollen nicht „nur“ Laden sein, sondern auch Menschen dazu anregen, sich mit dem Thema Lebensmittelverschwendung auseinander zu setzen. Ich habe festgestellt, dass viele Menschen Interesse an diesem Thema haben und gerne aktiv werden möchten. Wir zeigen in den Workshops, wie man Lebensmittel länger haltbar macht, sie veredelt oder zubereitet. Das sind meist althergebrachte Weisheiten, die in Vergessenheit geraten, aber sehr sinnvoll sind.

Ich veranstalte zudem privat sogenannte Kleidertauschpartys: hier tauschen wir Kleidungsstücke, können diese so wieder neuem Nutzen zuführen und uns gleichzeitig über das ein oder andere neue Kleidungsstück selber freuen.

Ähnliche „Partys“ bietet auch die Klimaschutz Community Köln an: Dort nehme ich auch immer gerne teil. Jeder ist herzlich willkommen, selbst zu tauschen und so das „Recycling“ von Kleidung zu unterstützen.

Die Freude, die mit einer erfüllenden Tätigkeit verbunden ist, ist viel wert und motiviert ungemein.

Was würdest Du Menschen empfehlen, die von Eurem Supermarkt hören und etwas Ähnliches in ihrer Stadt vorantreiben wollen. Wie geht man Deines Erachtens am besten vor?

Ich freue mich sehr, wenn ich Menschen dazu ermutigen kann, das zu tun, was ihnen am Herzen liegt. Die Freude, die mit einer erfüllenden Tätigkeit verbunden ist, ist viel wert und motiviert ungemein. Bei THE GOOD FOOD haben wir größtenteils versucht, vorhandene Ressourcen zu verwenden. So mussten wir bisher auch nichts Neues für unseren Supermarkt kaufen. Beispielsweise nutzen wir derzeit die Regale und Möbel unserer Vormieterin.

Ich würde diesen Weg, den Weg des organischen Wachsens, wieder gehen, trotzdessen er oft auch der etwas längere sein kann. Er birgt jedoch auch großes Lernpotential. Ich kann somit nur empfehlen, nicht direkt alles neu zu kaufen und nicht mit einem perfekt ausgestatteten Ladenlokal zu starten.

Weitere Beiträge

Stöbern in

Datenschutzhinweis
Wir verwenden Cookies, um dir die optimale Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen. Es werden für den Betrieb der Seite notwendige Cookies gesetzt. Darüber hinaus kannst du Cookies für Statistikzwecke zulassen. Du kannst die Datenschutzeinstellungen anpassen oder allen Cookies direkt zustimmen.
Einige Cookies sind notwendig, um dir die grundlegenden Funktionen dieser Webseite bereitzustellen und können daher nicht deaktiviert werden. Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.
Wir nutzen auf unserer Internetseite Tools um Nutzungsaktivitäten und Conversions zu tracken. Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.