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Rebecca Bregant über Software und Solarenergie als Mittel für neue Perspektiven in Afrika

Mit mango solar nutzen wir die Digitalisierung, um ländliche Gebiete in Afrika schneller und besser mit Solarenergie versorgen zu können.

mango solar möchte Menschen in ländlichen Regionen Afrikas Zugang zu Elektrizität ermöglichen. Deshalb entwickeln sie langlebige, IoT-fähige Solarsysteme und eine Cloud-basierte Software dazu. Elektrifizierung und Digitalisierung sind jedoch eher Mittel zum Zweck – das Team von mango solar hat die Vision, eine nachhaltige Grundlage zu schaffen für bessere Bildung, lokales Wirtschaftswachstum und neue Perspektiven für ein erfülltes Leben.

 Zu den Hintergünden berichtet Rebecca Bregant im Interview.

Interview: Daniela Mahr, September 2020, Foto: mangosolar

Wir nutzen die Chancen der Digitalisierung, um ländliche Gebiete schneller und besser mit Solarenergie versorgen zu können.

Seit wann gibt es mango solar und wer steht dahinter?


Die erste Idee zu mango solar entstand bereits 2017, gegründet haben wir im August 2020. „Wir“ heißt: Drei Gründer:innen –Rebecca, Manuel, Danny – mit einer Leidenschaft für Solarenergie und die afrikanische Kultur. Unterstützt werden wir von einem großartigen Team in Kenia und Deutschland, sowie einem Africa Advisory Board und einer bunten Vielfalt an Mentor:innen.

Wie funktioniert das System hinter mango solar?


In a nutshell: Wir nutzen die Chancen der Digitalisierung, um ländliche Gebiete schneller und besser mit Solarenergie versorgen zu können.
Warum ist das wichtig? Es gibt immer noch knapp 1 Milliarde Menschen weltweit, die keinen Zugang zu Elektrizität haben. Die meisten davon leben in ländlichen Gebieten Subsahara-Afrikas. Sie sind angewiesen auf Kerosinlampen. Kerosin ist aber gefährlich, teuer und giftig für Mensch und Umwelt.
Wie lösen wir das Problem? Wir können nicht von Haus zu Haus gehen, daher bringen lokale Distributoren unsere Solarsysteme zu den Menschen. Diese kann man sich wie „Staubsaugervertreter:innen“ hierzulande vorstellen, welche die Solar Home Systeme in den Dörfern verkaufen und bei der Installation helfen. Natürlich sind wir nicht die ersten Hersteller auf dem Markt, allerdings haben wir festgestellt, dass bestehende Geschäftsmodelle von Distributoren nur bedingt skalierbar sind. Menschen in der „letzten“ Meile von ländlichen Regionen zu erreichen, ist zeitintensiv, teuer und vor allem analog. Deshalb entwickeln wir eine „Software for emerging markets“, mit der Distributoren schnell und einfach unsere, aber auch andere Produkte verkaufen, ihre Kund:innen managen und digitale Bezahlungen abwickeln können. Wir möchten Distributoren dabei unterstützen, ihre Verkaufsprozesse zu digitalisieren, um Kosten einzusparen, produktiver zu werden und somit schneller und mehr Menschen erreichen können.

Die Kernidee kam unserem Geschäftsführer Danny nach zwei Bier am Flughafen in Bangkok bei einer Geschäftsreise 2017.


Wie kamst du/ihr auf die Idee? Was war dein/euer Weg dorthin und was habt ihr davor gemacht?

Die Kernidee kam unserem Geschäftsführer Danny nach zwei Bier am Flughafen in Bangkok bei einer Geschäftsreise 2017. Seitdem hat sich das Geschäftsmodell stets weiterentwickelt. Neue Aspekte kamen hinzu, viele wurden geändert, einige komplett über den Haufen geworfen. Es war eine lange Reise, auf der wir viel gelernt haben. Dies werden wir auch weiterhin tun, schließlich ist die Welt dynamisch und der Weg das Ziel!
Im Leben vor mango solar waren wir in interdisziplinären Studiengängen beschäftigt – von Mechatronik, über Marketing bis hin zu IT-Management. Nebenher haben wir bereits in der Solar- und IT-Branche gearbeitet (Danny schon seit 2011) und haben in dieser Zeit unsere Leidenschaft für Solarenergie und die afrikanische Kultur entdeckt. Mit Dannys Geschäftsidee kamen viele gemeinsame Brainstorming Sessions auf, bis wir uns schließlich dazu entschieden haben, mango solar ins Leben zu rufen. Dank der Gründerstipendien „EXIST“ und „FLÜGGE“ können wir seit Januar 2018 alle drei in Vollzeit an mango solar arbeiten.

Arbeitet ihr mit bestehenden (und schon erfolgreichen) Akteuren, die Solarstrom in ländliche Regionen Afrikas bringen, wie Africa Greentec, zusammen?

Partnerschaften aufzubauen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten ist uns sehr wichtig. Mit Africa GreenTec denken wir aktuell über Möglichkeiten nach, wie wir am besten zusammenarbeiten und uns gegenseitig unterstützen können. Andere Akteure, die Solarenergie in ländliche Regionen Afrikas bringen, sind unsere potenziellen Kund:innen.
Im Juni haben wir eine Co-Creation Kampagne initiiert, bei der wir mit lokalen Distributoren und Mini Grid Anbietern quer aus Afrika darüber sprechen, welche Herausforderungen ihnen in ihrem Geschäftsalltag begegnen. Unser Ziel ist es anschließend, maßgeschneiderte digitale Lösungen mit unserer Software-Plattform und mobilen App zu bieten. Die Software ist modular aufgebaut und wird ständig um neue Features erweitert, die von unseren Kunden gebraucht werden. Unsere Solarsysteme sind ebenfalls flexibel - sie können individuell gebrandet werden und lassen sich mittels IoT nahtlos in bestehende Ökosysteme (wie z.B. von Africa GreenTec) integrieren.

Wo habt ihr auf dem Weg zur Gründung und bis heute Informationen und Unterstützung erhalten?


Unsere erste Anlaufstelle war damals der Gründungsbeauftragte unserer Hochschule. Dieser hat uns mit grundlegenden Informationen zu IHK, dem EXIST-Gründerstipendium und dem Gründernetzwerk BayStartUPversorgt. Neben mehreren Mentoren an unserer Hochschule und Unterstützern aus der Industrie haben wir an zahlreichen Startup-Workshops und Wettbewerben (BayStartUP, BMWi Gründerwettbewerb, Climate Launchpad, Startup School) teilgenommen. Seit Januar 2019 sind wir Teil der Impact Factory, ein Accelerator-Programm für Startups mit der Mission, einen sozialen / ökologischen Beitrag auf der Welt zu leisten.

Ohne den Aufbau von Netzwerken und Partnerschaften wäre mango solar in den Kinderschuhen stecken geblieben.


Was waren bislang die größten Lerneffekte? Würdest du/ihr rückblickend etwas anders machen?

Grundsätzlich war unser größter Lerneffekt, dass das Lernen niemals aufhört. Geprägt hat uns insbesondere, wie wichtig Flexibilität und Agilität in der (Geschäfts-) Welt sind. Vom Geschäftsmodell über die Unternehmensorganisation bis hin zur individuellen Ambiguitätstoleranz. Zu Beginn haben wir seitenlange Businesspläne geschrieben, mittlerweile agieren wir nach dem Motto „Story first“ und erstellen erst schlanke Konzepte, bevor wir in die Tiefe eintauchen. Gerade bei der Suche nach Investoren ist es wichtig, Feedback schnell einarbeiten zu können, um auf verschiedene Interessen eingehen zu können.
Eine weitere Erkenntnis war, wie wichtig der Aufbau von Netzwerken und Partnerschaften ist – ohne diese wäre mango solar in den Kinderschuhen stecken geblieben. Anders machen würden wir nichts – jede Erfahrung hat ihre Berechtigung und uns ein Stück weitergebracht. Außer vielleicht etwas pessimistischer zu planen. Bei Enthusiasmus und Tatendrang vergeht die Zeit wie im Flug ☺.

Wo soll die Reise für Mango Solar hingehen? Und wie kann man euch auf diesem Weg unterstützen?

Unsere Reise soll quer durch Afrika gehen, denn überall gibt es viel zu tun. Mit unseren langlebigen Solarsystemen und der flexiblen „Software for emerging markets“ möchten wir bestehende Grenzen durchbrechen und die Elektrifizierung in ländlichen Gebieten beschleunigen. Bis 2030 möchten wir 5 Millionen Menschen erreichen und einen skalierbaren Beitrag zu 13 Sustainable Development Goals der UN leisten.

Sucht euch ein Team, falls noch nicht vorhanden, das Seite an Seite mit euch die Nächte durcharbeitet, aus „Niederlagen“ lernt und Erfolge feiert.

Unterstützen kann man uns durch eine höhere Sichtbarkeit auf Social Media, in der Presse oder auch bei Events. Wir möchten Kontakte zu Investoren, Startups, potenziellen Kunden und anderen Stakeholdern knüpfen, um langfristige Partnerschaften aufbauen und letztendlich schneller mehr Menschen in unterversorgten Regionen Afrikas erreichen!

Was würdest du jemandem empfehlen, der/die selbst eine Idee hat und ein eigenes Projekt starten möchte?

Glaubt an euch und den Impact, den eure Idee bewirken wird. Sucht euch ein Team, falls noch nicht vorhanden, das Seite an Seite mit euch die Nächte durcharbeitet, aus „Niederlagen“ lernt und Erfolge feiert. Vernetzt euch und seid offen für Feedback aller Stakeholder, auch wenn ihr vielleicht von eurer Ursprungsidee abweichen müsst. Und falls doch mal Zweifel aufkommen, fragt euch: wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht wir, wer sonst?

Rebecca Bregant auf reflecta.network

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