Coronatagträume

Kampagne / Aktion

Welchem gesellschaftlichem/ökologischem oder sozialem Problem nimmt sich die Kampagne/die Aktion up an?

Was ist dein/euer Lösungsansatz?

Der Coronatagträume-Blog konserviert auf künstlerische Weise die Tagträume der Corona-Zeit und greift dabei die ursprüngliche Verbindung von Utopie und Poesie auf.

Wie wird sie umgesetzt?

Wir schreiben gemeinsam an möglichen Zukünften - jede:r für sich und nach eigenem Empfinden. Der künstlerischen Freiheit sind keine Grenzen gesetzt und auch die Länge des Textes ist nicht vorgegeben.

An welche Zielgruppe(n) ist es gerichtet?

Wahrnehmer:innen, Träumer:innen, Poet:innen

Wo wirkt die Kampagne/Aktion?

Deutschland, Österreich, Schweiz

Coronatagträume
Status: 3. In der Durchführung

Wie kann man sich beteiligen?

Wir laden alle Interessierten herzlich ein, ihre Coronatagträume zu teilen, um sie für eine eintretende Zukunft zu konservieren. Auf der Utopie-Konferenz im August 2021 schauen wir auf unsere utopischen Entwürfe und fragen uns, was es braucht, um diese Entwürfe Realität werden zu lassen. Dort könnte der Coronatagträume-Blog in analoger Form (als Kunstinstallation oder Performance etwa) ausgestellt werden.

So machst du mit: 
Schreibe uns deinen Tagtraum per Mail an [email protected] oder nutze die Kommentarfunktion der schon bestehenden Tagträume.

Reagiere auf Tagträume, die dir gefallen, in Form von Emojis 💛

Mache gern Freund:innen auf das Projekt aufmerksam, indem du zum Mitträumen einlädst!

Die Vision

Was wird aus der Corona-Krise erwachsen sein?

Der Ausnahmezustand, der uns in diesem Frühjahr erreichte und seither begleitet, ermöglicht eine Befragung der bisherigen Normalität. Zu ihr zurückzukehren scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Nutzen wir diese Entfremdung und überlegen, was auf Corona folgen wird! Angelegt als fortlaufendes, fragmentarisches und vielstimmiges Werk, soll der Blog die Geschichte einer besseren Welt nach Corona (n.C.) erzählen. 

Neuigkeiten

Coronatagträume
teilt etwas mit · vor etwa 3 Jahren

Nochmal Utopia

Von Lena Knote, Berlin:

Das Gedankenspiel, das von der Verkehrswende her gedacht wurde soll Lust machen sich mal vorzustellen wie viel wir gewinnen könnten wenn wir bereit sind zu verzichten. Es geht erstmal nicht darum wie realistisch diese Zielvorstellung ist oder wie sie erreicht werden könnte, sondern erstmal nur darum, wie es sich anfühlen würde - wie paradiesisch es sein könnte an so einem Ort zu leben... 

Autos/motorisierter Individualverkehr (Verbrenner) in städtischen Räumen und für Langstrecken gibt es nicht mehr. Fluglärm auch nicht.
Es gibt kaum noch Arbeitsplätze in der Automobilbranche, und auch in allen anderen Bereichen ist das Credo nicht mehr Arbeitsplätze und Wachstum. Bei "Wirtschaft" denken die Menschen wieder eher an eine Kneipe oder ein Restaurant. 

Alle arbeiten weniger, z.B. 4 Tage die Woche à 6 Stunden, oder eben soviel wie sie wollen, da das bedingungslose Grundeinkommen zum Leben reicht. Dafür ist aber für alle Arbeit da.
Eine Robotersteuer wurde eingeführt für Tätigkeiten, die Maschinen verrichten, die auch von Menschen gemacht werden könnten (ähnlich Sozialversicherung).
Care-Arbeit (Kinderbetreuung, Haushaltstätigkeiten, Altenpflege, medizinische Pflege...) bekommt ihren gerechten Lohn, Sozialversicherung und vor allem auch Rente.
Zudem gibt es mehr Urlaubstage.
Um in den Urlaub zu fahren, ist mehr Zeit! Die Autobahnen wurden zurückgebaut und durch Radwander-Alleen ersetzt. Rasthöfe sind Herbergen geworden, die von den umliegenden Höfen versorgt werden.

Die Bahnfahrten sind erschwinglich, die Aufenthaltsqualität in den Zügen so, dass der Urlaub bereits beim Zusteigen anfängt (Spiel-, Schlaf- Eß-, Arbeits-Abteile, Telefonzellen, Fahrradwagen und Duschen in den Zügen sind Standard geworden. Da fährt man gern ans Mittelmeer zum Wohnungstausch.

Dazu gehört natürlich auch, dass Wohnen nix kostet (es gibt keine Rendite mehr mit der Miete), Parkplätze sind enorm teuer (es gibt nur einige in Tiefgaragen oder Parkhäusern, ansonsten ist die Fläche auf der Strasse dafür zu schade, es gibt nur sehr vereinzelt die Möglichkeit, Elektroautos irgendwo zu parken).

Somit ist auch im Alltag mehr Zeit für Mobilität, alle haben Fahrräder, Lastenräder, Tandem-Busse, Tretroller, Inlineskates etc pp. und Laufen kommt wieder in Mode, weil die Aufenthaltsqualität in den Straßen enorm gestiegen ist (leiser, grüner, mehr Platz für Jung, Alt und Tier, bessere Luft...). Um aus dem Haus mit dem Rad auf die Straße zu kommen ist alles gut eingerichtet: Entweder die Bordsteine sind zurückgebaut oder es gibt vor jedem Haus Absenkungen. Zwischen den ehemaligen Stehzeug-Parkplätzen auf denen jetzt Fahrräder, Lastenräder, Ebikes, Krankenfahrstühle und andere Gefährte parken können, gibt es Sitzgelegenheiten und Hochbeete. In regelmäßigem Abstand werden Auffahrstellen freigehalten um vom Haus auf die Straße und von dort wieder auf den Gehweg zu kommen. 
Es gibt auf den Straßen in der Stadt außer Radfahrenden eigentlich nur noch eine Spur für Busse, Feuerwehr, Krankenwagen und schnelle e-Bikes.
Und, besonders schön: Auch Esel und Pferde und Kühe werden wieder vereinzelt und sehr behutsam zum Transport eingesetzt! - genug Grünflächen zum Grasen sind auch in der Stadt wieder vorhanden.
Die Autobahnen, soweit noch vorhanden, gehören den Fahrrädern. Viel Verkehrsfläche ist frei geworden und dient renaturiert der Versorgung und der Erholung von Mensch und Stadtklima (mehr Kleingärten, Gemeinschaftsgärten, mehr Radweg-/Straßen-/Stadtbäume, Parks, Kinderbauernhöfe und Allmende-Streuobstwiesen...)

Die Müllabfuhr muss nicht mehr fahren, anstelle von Mülltonnen hat jedes Haus einen großen oder mehrere Komposte, aus denen die Erde für die Gemüsebeete gewonnen wird. Der wenige restliche Abfall wird zu den dezentralen Glascontainern oder zentralen Recyclinghöfen gebracht. Plastikmüll gibt's nicht mehr, da alles auf Zero-Waste umgestellt ist (die Steuer auf Plastik kann oder will sich kaum eine*r mehr leisten).

Lebensmittel müssen nur noch gekennzeichnet sein, wenn sie ausnahmsweise nicht biologisch erzeugt wurden oder künstliche Inhaltsstoffe enthalten. Es versteht sich von selbst dass Massentierhaltung, Einsatz von Pestiziden (Glyphosat ist europaweit verboten), der Anbau von gentechnisch veränderten Organismen, tierische Produkte aus dem Meer und Produkte aus Landwirtschaft aus Flächen auf Regenwaldgebieten und nichtzertifizierter Forstwirtschaft bei empfindlichen Strafen untersagt sind. Vegan leben ist nicht "in", hip oder cool sondern Standard. Es gibt kaum noch Supermärkte, die Lebensmittel werden dezentral über Foodcoops verteilt, CSA ist kein Hobby mehr sondern auch irgendwie selbstverständlich. Zudem sind ja in der Stadt durch die mangels Autos freigewordenen Flächen überall Stadtgärten und Gemeinschaftsgärten entstanden. Das Obst wächst quasi wieder am Weg und kann bedenkenlos sofort genossen werden. Da alle bewusster Lebensmittel konsumieren, da sie sie selber (mit-) produzieren, wird auch nichts mehr verschwendet. Sollte mal zuviel übrig sein, wird es in der Nähe dankbar abgenommen. 

Die Verschenke-Kultur ist groß geworden. Nachbar*innen sind so gut vernetzt, dass sich Geräte und alles mögliche geteilt werden. Es gibt Geräteräume in den Häusern / Vierteln, auf die alle Zugriff haben. Besitz ist nebensächlich geworden! Einander wird viel geholfen, das Leben findet in den Höfen, Gemeinschaftsräumen und Gärten statt. Nicht selten ersetzen Nachbar*innenschaftliche Dienste ehemals staatliche oder Bezahl- Dienste wie Kinderbetreuung, Unterricht oder Krankenpflege. Tauschringe sind überflüssig da ohnehin alle mit allen so gut vernetzt sind, dass sich gegenseitig geholfen wird und für- und miteinander gearbeitet wird wo es geht.  

Da der Konsum auch weitest möglich reduziert wurde sind Lastkraftwagen kaum noch nötig, Lastenräder transportieren von Verteilzentren was der eigene Garten nicht hergibt, urban gardening auf freigewordenen Verkehrsflächen, Repaircafés allerorten.
Der ÖPNV ist kostenlos, die Takte stark verdichtet, es gibt auch in Bussen und in Bahnen Großraumabteile mit Schwellen für die Hubwagen und Lastenräder um in den Öffis Lasten transportieren zu können... Peu à peu einen Umzug mit der S-Bahn zu unternehmen ist normal :-)

Auf dem Land hat E-Mobilität da natürlich noch eine ganz andere Rolle. Auch da ist das ÖPNV-Netz deutlich verbessert und verdichtet worden so dass es keine Autos mehr braucht um zur Arbeit oder in die Stadt zu kommen...

https://www.reflecta.network/changemaker/lena-knote

Coronatagträume
teilt etwas mit · vor etwa 3 Jahren

Ein Tag in Utopia

mit P. Lucas

Es ist Donnerstag der 20. August 2054. Sein Wecker zeigt Herrn Lehmann an, dass es 7.30 Uhr ist. Er ist schon wieder vor dem Wecker wach, was in der letzten Zeit mehr die Regel denn die Ausnahme ist. Alte Menschen brauchen ja bekanntlich weniger Schlaf und mit seinen 100 Jahren gehört er zweifelsfrei dazu.

 

„Als 141. Land ist heute Bolivien dem Utopiabund beigetreten.“ Bei diesen Worten des Nachrichtensprechers huscht ein Lächeln über Herrn Lehmanns Gesicht und er muss an die Wette mit Lucia denken, wo er behauptete, dass er es noch erleben werde, dass die ganze Welt Utopia sei. Lucia, immer ein wenig pessimistischer als ihr Vater, wettete dagegen und hat dann schuldbewusst – oder war es höchst einfühlsam  - Herr Lehmann ist sich da nicht sicher -  angefügt, dass sie ihm natürlich ein langes Leben weit über 100 Jahre wünscht. Bei dem Gedanken an Lucia hat er gleich noch bessere Laune als es ihm die Radiomeldung schon gemacht hatte.

 

Herr Lehmann ruft seinem Technikturm „Musik“ zu und damit sind die Nachrichten beendet und unter alten Rock `n`  Roll - Klängen widmet sich Herr Lehmann seinem morgendlichen Gymnastikprogramm.

 

Bei der Morgentoilette denkt Herr Lehmann an seine Frühstücksverabredung. Karl Schmalmund war ein junger Kollege aus der alten Zeit. Er muss damals – vor Utopia – ca. 20 Jahre jünger als er gewesen sein. Manchmal hatte er ihm eine seiner Stadtführungen gegeben und umgekehrt. Privat hatten sie miteinander nicht viel zu tun. Herr Lehmann kann sich nur noch vage an eine Diskussion erinnern, wo Karl gesagt hatte, er geht auf jeden Fall nach Notopia, weil er von dem neuen System nicht überzeugt wäre und seine Eltern in Notopia ein großes Haus mit Grundstück hätten. – Und jetzt will er sich unbedingt mit ihm – Horst – in Utopia treffen.

 

„Na, da bin ich ja mal gespannt“, denkt Herr Lehmann und begibt sich in die Küche. Als er fast mit Tischdecken fertig ist, klingelt auch schon Karl Schmalbund. „Na Horst altes Haus, wie geht’s Dir?“, begrüßt er ihn ganz jovial. „Gleich, sag erst mal was Du willst… Kaffee, Latte Macchiato, Tee oder was?“ Karl will einen Latte Macchiato und Herr Lehmann wählt einen Milchkaffee und gibt seinem Küchenautomaten die entsprechenden Befehle. „Ja, mir geht’s sehr gut außer dass es mit der körperlichen Leistung doch sehr den Berg runter geht; besonders die Augen und die Beine… die Arztbesuche werden immer häufiger. Das nervt ein wenig.“ Herr Lehmann wollte  das eigentlich noch ein bisschen ausführen und von seiner Arbeit erzählen, aber er hat den Eindruck, dass Karl nicht besonders interessiert zuhört. Er reicht ihm den inzwischen fertigen Latte Macchiato und fragt Karl wie es denn ihm ginge. Herr Schmalmund schien nur auf diese Frage gewartet zu haben, denn es sprudelt nur so aus ihm heraus. Er vergisst dabei sogar das Essen. Im Prinzip ist es ein einziges Klagelied: Die Angst um die Rente, die steigende Kriminalität, die Unsicherheit um die Arbeitsplätze der Kinder, die Angst, die medizinische Versorgung nicht mehr bezahlen zu können, der Drogenkonsum der Enkel, die Angst ins Seniorenheim abgeschoben zu werden, die ständig steigenden Mieten und…und… und…

 

Wiederholt blickt Herr Lehmann zur Uhr. In diesem Stile geht es jetzt schon eine geschlagene Stunde und es gibt kein Anzeichen, dass das mal aufhören könnte. Herrn Lehmann wird zunehmend unbehaglich zumute. Er kann auch nicht mehr richtig zuhören, weil er versucht rauszukriegen, was ihm das Missgefühl bereitet. – Ja, das ist es! Das alte Leben… die 82 Jahre vor Utopia!  Es kommt ihm vor wie in einem alten Film zu sitzen, den er schon hunderte Male gesehen hat. Diese Zeit ist zum Glück vorbei. Aber warum zum Teufel konfrontiert ihn Karl mit dem ganzen Müll der Vor-Utopia-Zeit? Was will er eigentlich von ihm?

Als Herr Lehmann endlich diese Frage an Herrn Schmalmund richtet, bückt der sich vor, guckt suchend in alle Richtungen, räuspert sich und sagt leise aber mit theatralischer Stimme:“Ich überlege, nach Utopia umzusiedeln!“ Herr Lehmann kann mit dem ganzen Getue von Herrn Schmalmund nichts anfangen. Konspiration ist in Utopia quasi ein Fremdwort. Die Zeiten von Stasi, Staatsschutz oder NSA sind schließlich längst vorbei. Und wo täglich hunderte von Menschen die Notopia-Gebiete ihrer Länder verlassen und aus den Notopia-Ländern die Menschen fliehen oder versuchen ihr Land zum Utopiabund-Beitritt zu bewegen, wo es klar wie Kloßbrühe ist bzw. jede*r, der*die eins und eins zusammenzählen kann, weiß, dass es sich in den Utopialändern besser leben lässt, da macht Karl so einen Staatsakt daraus!

 

Zwar nervt Herrn Lehmann das konspirative Getue von Herrn Schmalmund, aber er lässt sich nichts anmerken und fragt höflich:„Und womit kann ich Dir helfen?“ „Ich habe da noch ein paar Fragen zu Utopia.“ Die nächsten zwei Stunden gibt es das übliche Frage- und Antwortspiel, was Herr Lehmann schon hinlänglich kennt und was ihm heute Nachmittag noch mit einer japanischen Delegation bevor steht.  Als Herr Lehmann zum Ende kommen will – wie gesagt, er hat noch einen Termin -  räuspert sich Herr Schmalmund, schaut sich wieder um, tritt ganz dicht an Herrn Lehmann heran  und mit gedämpfter Stimme: „Ich habe da noch ein Problem.“ Da Herr Lehmann erwartungsvoll schweigt, fährt Herr Schmalmund fort: „Also Horst… ich will gerne noch ein paar Tage in Utopia bleiben… noch andere Leute besuchen … und… äh… meine Karte ist abgelaufen.“ „Und warum lädst Du sie nicht einfach auf?“  Nun wird das Rumgedruckse von Herrn Schmalmund noch schlimmer: „Ich war doch damals einer der erbittersten Gegner von Utopia, immer aufs Schärfste gegen die Abschaffung der Geldwirtschaft argumentiert, bei der Volksbefragung dagegen gestimmt und  dann als einer der ersten nach Notopia gegangen… und wenn ich jetzt zurückkomme…“ Herr Lehmann versteht zwar nicht, was dann wohl Tragisches passieren könnte, wenn bekannt wäre, dass Karl in Utopia gearbeitet hätte, aber er hat keine Lust nachzufragen und da er über 100 Stunden Guthaben hat, fragt er kurz entschlossen nach Karl‘s Touristen-PIK (1), geht zu seiner Ladestation und transferiert 5 Stunden. „Hier musst Du jetzt noch mit Deinem Fingerabdruck bestätigen und dann kannst Du eine weitere Woche in Utopia bleiben.“

 

Karl scheint ein Stein vom Herzen zu fallen und der Abschied ist jetzt kein Problem mehr. Herr Lehmann begleitet Herr Schmalmund noch bis weit vor die Haustür, zeigt ihm den nächsten Norma-Laden(2), wo es heute in der Küfa (3) Spaghetti gibt und den danebenliegenden Spezi-Laden (4), wo er mit seiner PIK aber nur rein kann, wenn er sie weiter auflädt. -  Und dann trennen sich ihre Wege.

 

Das Wetter ist schön und Herr Lehmann will die frische Luft genießen. Deshalb entscheidet er sich zu seinem Termin am anderen Ende der Stadt, ein E-Trike zu nehmen. An der nächsten Station nimmt er eines und fährt los. Beim Fahren entspannt er sich zunehmend und muss daran denken, dass ihn als junger Mann eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h total genervt hätte. Und jetzt… es ist eine richtige Wohltat.

 

Allerdings, was ist das? Dieses Geräusch ist keine Wohltat. Herr Lehmann hatte noch nie viel Ahnung von Technik gehabt; das hat sich auch in Utopia nicht groß verändert. Dennoch kann er beurteilen, dass dieses merkwürdige Geräusch des Elektromotors das Ende der Fahrt bedeutet. Und siehe da… das Trike bleibt stehen.

 

Herr Lehmann wählt die Servicenummer und ist  hocherfreut, Benny am Telefon zu haben. Er ist gerade mit seinem Servicewagen in der Nähe und kann in 5 Minuten da sein. Benny ist das erste Kind – und bei dem Gedanken muss er lächeln - trotz 18 Jahre Utopia hat er sich an viele neue Worte noch nicht gewöhnt. Er hat neulich mal in einer Enzyklopädie unter „Kind“ nachgeschlagen: Pl. –er; adultistisches Wort aus der VUZ (5) = Jungmensch. -  und erinnerte sich daran, dass es ja auch schon damals Jahre gedauert hatte, bis er „herrlich“ oder „dämlich“ wegen ihres patriarchalen Charakters aus seinem Sprachschatz gestrichen hatte. Und in Utopia ist er ja auch kein Rentner oder Senior sondern ein Altmensch. - Ja, also Benny ist der erste Jungmensch, den er kennt, der in Utopia geboren ist. Er ist auch bisher der einzige  Jungmensch, der schon mit 8 Jahren eine PIK beantragt hatte. Herr Lehmann kennt Benny auch ganz gut, weil er früher oft an Herrn Lehmanns Geschichtskursen und Stadterkundungsspielen teilgenommen hatte. Außerdem arbeitet er oft mit seiner Mutter – Linda – zusammen, wie z.B.  in ca. 2 Stunden, wenn sie ihn übersetzen wird.

 

„Da ist er schon!“  - Mit jugendlichem Schwung steigt Benny aus seinem Servicewagen aus, begrüßt ihn herzlich und fragt, ob er ein Ersatztrike haben will und zeigt auf die Ladefläche. „Nicht unbedingt, wie lange dauert denn die Reparatur?“- Benny wirft einen Blick auf das Trike…  ein Handgriff… und… dann ist die Diagnose wohl klar: „10 Minuten!“ Herr Lehmann nickt zustimmend mit dem Kopf. Benny holt seinen Werkzeugkasten raus und wechselt irgendein Teil aus - „Fertig!“ … und damit schiebt er ihm das Trike wieder zu.

 

Herr Lehmann bedankt sich und will Benny’s Zeitkonto auffüllen. Aber der winkt nur ab: „Ich weiß schon jetzt nicht, was ich mit meinem ganzen Stundenguthaben  machen soll!“ Als Benny lachend und winkend davon braust, sieht ihm Herr Lehmann noch lange nach. Ein 15- jähriger ohne materielle Wünsche…  und vor ein paar Tagen hat ihm Linda gesagt, dass Benny die Produktion und Wartung aller E-Fahrzeuge der Stadt übertragen worden ist. Unglaublich, was er mit seinen 100 Jahren nicht alles noch erleben darf…

 

Ohne weitere Unterbrechung kommt Herr Lehmann am Veranstaltungsort an. Linda ist schon da, aber die japanische Delegation noch nicht, so dass ihr Herr Lehmann noch kurz das Zusammentreffen mit Benny schildert. 

 

Die Veranstaltung selbst ist für Herrn Lehmann Routine und nichts mehr besonderes für ihn. Anschließend gehen sie noch mit der ca. 20-köpfigen Gruppe in die Küfa. Dort bestätigen bzw. füllen Linda und Herr Lehmann ihr Zeitkonto um  3 Stunden auf und erhalten von der japanischen Delegation die Einladung „sie unbedingt in Japan besuchen zu müssen“, wie es Linda zumindest übersetzt. Die freut sich riesig über die Einladung. Ja, mit 35 Jahren, oder ist sie schon 36, Herr Lehman ist sich da nicht so sicher, hätte er sich auch gefreut. Aber Herr Lehmann ist in der Vor-Utopia-Zeit schon viel gereist und wird wegen seiner Erfahrungen ständig von Basisinitiativen oder Regierungsvertretern der Notopialänder eingeladen. Aber im Gegensatz zu früher sind lange Flüge für ihn heute große körperliche Strapazen. Außerdem mag er es auch nicht besonders, von seinem Gastgeber oder Gastgeberin 100%  abhängig zu sein; denn als Utopianer hat er ja kein Geld oder Devisen.

 

Nach der Küfa verabschieden sich alle voneinander. Herr Lehmann bleibt aber noch einen Moment, um im Norma noch etwas Knabberzeug und Schokolade für den Dokoabend zu holen. Trotz seiner 100 Jahren und den immensen gesellschaftlichen, persönlichen und körperlichen Veränderungen ist doch eine Sache bei Herrn Lehmann gleich geblieben: Seine unverminderte Leidenschaft für das Spielen; insbesondere das Doppelkopfspielen. Deshalb hat er sich neulich im Netz  auch gleich eingeloggt, als er gesehen hat, dass in Hannover in einem Altmenschenheim jemensch gesucht wird, der*die den Altmenschen Skat und Doko beibringt. 100 Stunden werden dafür angesetzt. Ab nächste Woche geht es los. Das sind zwar jeden Tag jeweils  immer 1,5 Stunden mit dem Zug hin und zurück. Aber den Spruch „Zeit ist Geld“ gibt es in Utopia nicht nur nicht, weil es kein Geld gibt, sondern weil auch die Menschen mehr Zeit haben.

 

Bei diesem Gedanken fällt Herrn Lehmann ein, dass er ja noch in den Spezi muss. Mit einem gewissen Widerwillen macht er sich auf den Weg zum nächsten Spezi. Der Widerwille kommt daher, dass er noch ein Dokospiel holen will. Die gab’s natürlich im Norma in Hülle und Fülle. Er will aber ein besonderes Spiel haben; ein Dokospiel, was Blinde, Taube, Stumme und Gelähmte spielen können. Er hat bei der Entwicklung davon selber mitgearbeitet und dafür auch 50 Stunden bekommen.  „Schweinerei“, denkt Herr Lehmann. „In einer Gesellschaft, die sich Herrschaftsfreiheit und keine Diskriminierung auf die Fahnen geschrieben hat, ist so ein Spiel nicht im Norma-Angebot, sondern muss ich im Spezi kaufen.“

 

Beim Betreten des Spezi versucht Herr Lehmann, sich zu kontrollieren und seinen Ärger nicht am Verkaufspersonal auszulassen. Die Verkäuferin bringt ihm  auch sehr schnell das Gewünschte und bucht 2 Stunden von seiner PIK ab. Beim Auspacken des Spieles verfliegt der Ärger, denn Herr Lehmann ist jetzt neugierig, wie seine Ideen ausgeführt wurden und vor allen Dingen wie seine Dokorunde, quasi  heute als Versuchskaninchen, das Spiel bewerten wird. 

 

Zu seiner Dokorunde nimmt Herr Lehmann nicht das E-Trike, sondern den Bus und die Tram. Auf dem Weg denkt er an seine heutigen Mitspieler*innen Lucia, Moritz, Leona und Oskar; alle um Jahrzehnte jünger. Mit Wehmut erinnert sich Herr Lehmann an seine früheren Freund*innen und Bekannte mit denen er schon als 25-jähriger Doko gespielt hat und die heute nicht mehr leben und einige von ihnen noch nicht mal mehr Utopia erleben durften; sie konnten nicht mitfeiern 2036, als 7 Tage lang im ganzen Lande Riesenparty war, mit Lagerfeuern, wo die Banknoten, Aktien und Wertpapiere reinflogen, mit extra Öfen zum Einschmelzen von Gold und Münzen. -  Die Ansage des Busfahrers reißt  Herrn Lehmann aus seiner Wehmut und erinnert ihn daran auszusteigen. Flotten Schrittes - soweit mensch bei Herrn Lehmann das sagen kann - geht er die restliche Strecke zu Fuß.

 

Der Dokoabend verläuft in heiterer Atmosphäre aber es bedarf einer gewissen Eingewöhnung an die elektronischen Karten. Nach diesem Abend weiß  Herr Lehmann aber, dass er das Spiel mit einem guten Gewissen nächste Woche nach Hannover mitnehmen kann. 

 

Auf dem Heimweg überlegt Herr Lehmann, ob er sich nicht daran machen soll, auch ein paar Brettspiele wie z.B. Siedler oder Auf Achse entsprechend umzurüsten. Aber vorher will er erst mal seine Meinung loswerden.

 

Deshalb setzt er sich - zu Hause angekommen - an seinen PC und klickt auf „Monatliches Rein –Raus.“   Voller Inbrust setzt er bei  Spezi  unter dem Titel Doppelkopfkarten für Blinde, Taube, Stumme und Gelähmte den Pfeil „raus in den Norma“ und bei „Norma rein“,  Doppelkopfkarten für Blinde, Taube und Gelähmte. Er hat zwar noch 9 weitere Wahlfelder, wo er wie jeden Monat, Produkte  der Norma- und Speziläden rein- und rauswählen kann, aber weil er diesen Monat keine Meinung dazu hat, setzt er seine Wahl für alle Felder und schreibt eine ausführliche Bemerkung dazu, warum es eine Schweinerei ist, dass dieses Produkt bisher nicht im Normaladen zu erhalten ist. 

 

Sichtlich zufrieden macht Herr Lehmann den PC aus, ruft seinem Technikturm „Schnulzen“ zu, programmiert sein Bett auf 20 Grad und macht sich im Bad bettfertig.

 

Müde und erschöpft lässt sich Herr Lehmann jetzt  in sein warmes Bett fallen. Das Licht ist aus. Er lässt nochmal den Tag Revue passieren. Und wie so oft in den letzten Jahren erfüllt ihn ein Gefühl tiefer Zufriedenheit: Sein alter Traum von einer neuen Gesellschaft ist in Erfüllung gegangen… und er hat einen klitzekleinen Teil dazu beigetragen.- Mit einem Lächeln auf den Lippen verfällt  Herr Lehmann in einen tiefen Schlaf….

(1) Persönliche Identitätskarte, (2) Laden des alltäglichen Bedarfs, (3) Küche für Alle, (4) Spezialladen, (5) Vor-Utopia-Zeit

Snovna Brfgervpure · vor etwa 3 Jahren

Wenn Du ein kleines Buch darüber schreibst, wie es zu Utopia gekommen ist, kaufe ich es ;-)

"Yhpxv" Crgre Yhpnf · vor etwa 3 Jahren

Das Buch habe ich schon geschrieben, wo zumindest ein Plan drin ist, wie es dazu kommen kann: "Utopia ist machbar - 20 Jahresplan für eine globalisierte Gesellschaft von Wohlstand, Frieden, sozialer Gerechtigkeit und individuellem Glück für alle"  Das Buch ist nicht mehr im Buchhandel erhältlich, ich habe aber noch einige Exemplare und kann es Dir für 9,90 zusenden. Du kannst es Dir aber auch kostenlos downloaden unter www.utopia-ist-machbar.de

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teilt etwas mit · vor etwa 3 Jahren

Wie statt Ob — Politik machen während und nach Corona

Mit Julia Post

Auf dem Höhepunkt des Kommunalwahlkampfs in München stoppt uns im März 2020 die Corona-Pandemie. Statt nochmal alle Kräfte zu mobilisieren, sind wir zur Kontaktbeschränkung in den eigenen vier Wänden verdammt. Die Wahl selbst findet statt und im Mai werde ich als ehrenamtliche Stadträtin vereidigt. Als stärkste Fraktion stehen wir nun auch in Regierungsverantwortung. Unter außergewöhnlichen Bedingungen trete ich meine neue Aufgabe an. Wenn ich in diesem Zusammenhang auf das Jahr 2020 zurückblicke, dann sind mir diese drei Punkte besonders präsent:

 

„Wir wissen es nicht“

Noch nie habe ich so häufig Politiker*innen diesen Satz sagen hören. Das kann sich in diesen Krisenzeiten natürlich beunruhigend anfühlen, denn es wird nicht sofort eine — manchmal auch nur scheinbare — Lösung präsentiert, die uns Sicherheit vermittelt bzw. vermitteln soll. Für mich hat der Satz aber auch ganz viele Räume geöffnet: Wir haben uns als Gesellschaft gemeinsam auf Spurensuche begeben nach Lösungen. Ich habe eine große Offenheit gespürt, Ideen waren willkommen und wurden auch tatsächlich aufgenommen und umgesetzt. Das hat in vielen Bereichen bewiesen: Es geht ja doch! Ich denke beispielsweise an unser Programm Sommer in der Stadt in München, mit dem endlich auch Stadtteile einen Kiezcharakter bekommen haben und sich nicht alles immer nur in der Innenstadt abspielte. Mit dem der öffentliche Raum als Aufenthaltsort wahrgenommen und gestaltet wurde. Es ist kein Makel, etwas nicht zu wissen. Es sollte mehr um‘s gemeinsam herausfinden und ausprobieren wollen gehen. Das muss dann aber auch in öffentlichen Debatten mehr honoriert werden. Sonst werden die Floskeln und Schein-Lösungen wieder nur so sprudeln...

 

„Vorbeugen ist besser als Heilen“

Corona hat den Wert von Vorsorge und Prävention sichtbar gemacht. Im März mit viel zu alten Pandemie-Strategien und fehlenden Masken. Aber auch während der Pandemie, bspw. zu Beginn der zweiten Welle: Warum gibt es keinen Plan für Reiserückkehrer*innen, für Schulen, für den Schutz von Risikogruppen...für das Leben mit der Pandemie an sich? Mein Eindruck ist, dass der politische Betrieb ziemlich auf die Rolle des akuten Krisenmanagements gepolt ist: Wenn das Problem da ist, braucht es Führungsstärke und es soll eine Lösung präsentiert werden (siehe oben). Prävention findet mehr im Hintergrund statt und meist dann, wenn es (noch) kein (sichtbares) Problem gibt. Damit gibt es politisch für die handelnden Akteure keinen Blumentopf zu gewinnen, denn dieser Einsatz ist nicht sichtbar. Wie können wir den politischen Betrieb so gestalten, dass genau diese Hintergrundarbeit mehr honoriert wird? Denn genau solche vorausschauenden Akteure wollen wir doch in politischer Verantwortung sehen.

 

It’s all about the people

Gefühlt habe ich dieses Jahr kaum neue Menschen kennengelernt. Natürlich neue Namen, neue Gesichter. Auf dem Bildschirm. Aber das schafft nicht die gleiche Nähe, nicht die gleiche Vertrautheit. Und auch zu bestehenden, vertrauten Kontakten ist es schwieriger geworden, zu vermitteln, warum wir zu diesem oder jenem Entschluss gekommen sind, was mich bewegt, an was ich arbeite. Feedback zur eigenen Arbeit musste ich mir sehr viel gezielter einholen. So erhält man aber auch weniger Rückmeldung zu dem, wonach man selbst vielleicht gar nicht gefragt hat. Diese Qualität von politischer Arbeit, die auf sehr viel Kommunikation und Austausch mit den verschiedensten Menschen und auf Vertrauen fußt, ist mir in diesem Pandemie-Jahr besonders bewusst geworden. So begeistert ich von dem Digitalisierungsschub im politischen Alltag bin, so schmerzlich vermisse ich aber auch diesen Wert des persönlichen Miteinanders. In diesem Sinne habe ich mir die Utopie-Konferenz schon ganz fett in meinem Kalender eingetragen und hoffe, dass genau diese Formate in physischer Präsenz in 2021 wieder vermehrt möglich sein werden. Ich freue mich auf nette Zufallsbekanntschaften und jede Menge Inspiration, Ideen und Resonanz.

Coronatagträume
teilt etwas mit · vor etwa 3 Jahren

Auf einer Bank...

mit Nicole Dau

... in der Mitte des Dorfes sitzen sie, so wie man es kennt. Den vorbeigehenden Menschen winken sie zu, vielleicht erzählen sie sich hinter vorgehaltener Hand auch die ein oder andere Geschichte. Haben die eigentlich nichts Besseres zu tun? Mindestens zwei Stunden sitzen sie nun schon da, erzählen, lachen, beobachten die vorbeiziehenden Tiere oder Menschen und rufen bekannten Gesichtern den ein oder anderen Gruß zu.

Jetzt kommt Bewegung rein und die kleine Gruppe scheint sich aufzulösen. Hände schlagen ein und Umarmungen folgen, danach verschwindet der eine mit dem Laptop unterm Arm in den benachbarten Coworking-Space innerhalb der jüngst ausgebauten Scheune. Die andere geht zurück in ihre Holzwerkstatt und baut den neuen Community-Tisch für den Coworking-Space fertig. Die letzte im Bunde schwingt sich auf ihr E-Bike und bringt Biogemüse-Kisten ihrer Solawi zu den sehnlichst wartenden Empfänger*innen.

Überrascht?

War das etwa nicht das erste Bild im Kopf nach den einleitenden Worten? Aber vielleicht wird es das bald sein. Immer mehr Menschen zieht es auf das Land. Sie wünschen sich Freiraum, gestalterische Möglichkeiten, mehr Natur und weniger Beton, vielleicht sogar ein wenig dieser berühmten Entschleunigung. Die letzten Monate haben diese Wünsche stark näher rücken lassen. Immer örtlich anwesend sein? Eng auf eng in sterilen Bürowürfeln von 9-to-5 arbeiten? Eine Krankheit, die uns alle monatelang quasi in Haft nimmt, bewirkt auf der anderen Seite mehr Freiheit als jemals zuvor. Weil sie es musste, ist die Arbeitswelt nun ein ganzes Stück weiter im Bereich der ortsunabhängigen Arbeit und digitalisierten Prozesse. Hielten manche Unternehmen allen Ernstes noch 2019 das Home-Office für unmöglich praktikabel, gehen die Diskussionen heute schon viel weiter. Home-Office ist der Minimum-Standard. Weiter geht es mit flexiblen Arbeitszeiten, der völligen Freiheit bei der Wahl des Arbeitsortes – auch gerne jeden Tag aufs Neue.

Die Work-Life-Balance ist das erste Mal seit Jahrzehnten kein leeres Wort, sondern die Menschen leben wirklich in einem Gleichgewicht zwischen Verpflichtung und intrinsischer Motivation. Und das inzwischen immer öfter abseits der großen Städte. Das einst verwaiste und konservative Land blüht auf, zieht junge und kreative Menschen an und holt ein klein wenig der städtischen Szene in die Dörfer und Kleinstädte. Natürlich nicht zu viel, Starbucks braucht hier nun wirklich niemand. Auf einmal ist das Dorf der neue Kiez und die Menschen auf der Bank wirken ausgeglichener und entspannter. So sieht sie aus, die Welt nach dem Wahnsinn.

Coronatagträume
teilt etwas mit · vor mehr als 3 Jahren

Zeit zum Träumen...

...mit Daniela Mahr

Man sagt, so ein Tagtraum - und die Erinnerung daran - sei radikal subjektiv. Und ja, das stimmt, denn auch meine Bemühungen, alle Wissensstränge zu einem Netz zu spinnen und zu ordnen - bleiben doch immer wieder subjektiv. Und doch ist niemand von uns eine Insel, sondern die Summe unseres Umfelds, unserer Erfahrungen und Möglichkeiten. Da fällt mir Schopenhauer ein, der gesagt hat: Das Schicksal mischt die Karten und teilt sie aus. Doch wir sind die Spieler:innen und spielen sie. Die Idee gefällt mir… Aber wie war das mit den Spielregeln? Die könnten wir ja vielleicht ab und an anpassen...

Und während ich so vor mich hin träume, leise einen meiner liebsten Radiosender höre und die Vögel um die Wette zwitschern... vibriert plötzlich alles und das Geräusch wird immer lauter und bedrohlicher. Wow. Ein Flugzeug. Die Angst, die ich kurz empfand, war wie ein Urinstinkt. Wie lange habe ich keine Flugzeuge mehr gehört? An die Ruhe habe ich mich gewöhnt... Jetzt einfach wieder so weitermachen, wie zuvor - das kann es ja auch nicht sein. Ich erinnere mich an die stressigen Fahrten zu Meetings, die ich noch vor kurzem hatte.. so wenig Schlaf und immer wieder ein- und auspacken. Das ganze Gepacke.. wie das genervt hat.. Aber schön und bereichernd war es ja auch, diese tollen neuen Menschen kennenzulernen. 

Aber trotzdem: Die Webmeetings werde ich nicht mehr eintauschen gegen sinnloses Hin- und Herfahren. Da kommen sie jetzt nicht mehr raus, denke ich mir .. die, die immer gesagt haben, das geht nicht, wegen Paragraph 23534 Absatz 3. Geht ja doch, denke ich mir und ganz zufrieden sehen die meisten von ihnen aus. Dann hätten wir das ja geklärt: Wir treffen uns, wenn es wirklich wichtig ist und dann richtig. Manches funktioniert erst, wenn wir es erleben konnten.. erlebbar werden ließen. 

Ob das mit den anderen Dingen, die wir auf der Agenda haben und die dringend angegangen werden sollten, auch irgendwie geht? Es wird ja nicht der “wissenschaftliche Bericht” sein, der dafür sorgt, dass wir auch in Post-Corona-Zeiten mehr aus dem Home Office (oder von-wo-aus-auch-immer-es-uns-gefällt) arbeiten und wirken werden und auf unnötige Reisen verzichten. Viele haben es erlebt und gesehen, dass es geht - und dass es uns sehr gut dabei ging. Das bedeutet vor allem auch: Vertrauen, den Mut, Neues zu wagen und den Menschen Werkzeuge und Alternativen an die Hand zu geben.
Auto-Abgase verschwinden auch nicht dadurch, indem wir Autos einfach verbieten, sondern indem wir Alternativen zur bisherigen Mobilität aufzeigen und sie möglich machen.  

Und natürlich wirkt so ein kollektives “Zwangs-Vipassana” auch nicht nur reinigend, sondern legt auch die fiesen dunklen Flecken brach. Ungleichheiten werden noch ungleicher, da wo schon Geld lag, wird noch mehr hingeschüttet. “Oh wie schön ist die Entschleunigung”, sagen die, die alles haben und sich wenig sorgen müssen.

Aber ich will da gar nicht so sehr reingehen, denn ich weiß, dass so vieles in Schieflage hängt und es uns in solchen Situationen noch offener dargelegt wird. Wenn ich zu sehr reingehe, kann ich nicht mehr handeln. Ich muss träumen, um das kleine Glück im Hier und Jetzt zu sehen und dankbar zu sein, dass ich Vögel höre und die Moderatorin aus dem Radio gerade etwas Interessantes erzählt. Das führt dann dazu, dass ich Störfaktoren (“die, die es sich nicht vorstellen können”) ausblende und mich auf das Gestalten konzentriere. Wenn man es sich nicht vorstellen kann, wird es nie passieren. Was, wenn wir mehr Momente und Orte schaffen, die uns eine Umgebung bieten, die zum Vorstellen, zum utopischen Denken und Träumen einlädt? Und was, wenn wir dann nicht nur träumen, sondern anfangen uns auszuprobieren. Schritt für Schritt mit Vertrauen und mit dem Bewusstsein für das, was uns wirklich wichtig ist und was uns gut tut... Ja, das wäre doch was...

Vfnoryyr Npxre · vor mehr als 3 Jahren

Wunderbar, sehr schön! Und danke Dir auch für die Einladung mitzumachen & Gedanken zu spinnen (mal schauen, ob ich es noch schaffe). Big hug und lauschen wir den Vögeln weiter.

Global Goals


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